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Die Hansmann-Chronik


Ja so war's - Alte Erinnerungen


Als wir noch jung waren, war die Berliner Straße schmal. Bäume standen rechts und links, dann kamen Gräben und Vorgärten und dann erst die Häuser. Die schmalste Stelle der Straße war am Gliesmaroder Turm. Ein Haus stand noch vor der heutigen Nord LB auf dem Straßengelände. Wenn dort ein Wagen fuhr, mußte man sich als Fußgänger schon dicht an die Wand drücken. 1939 wurde dieses Haus abgerissen und dahinter ein neues Haus errichtet, das im 2. Weltkrieg den Bomben zum Opfer fiel. Der jetzige Neubau wird demnächst wieder der Straße weichen müssen.

Das Dorf machte früher noch einen ländlichen Eindruck. Weil die Stadt nahe war, hatten sich die Bauern vielfach auf Spargel- und Erdbeeranbau spezialisiert. Kleinere Betriebe lebten vom Fuhrgeschäft. Viedt fuhr die Asche ab, die in alte Marmeladeneimer getan wurde. 10, 12 oder mehr Eimer standen vor den Häusern, von denen viele der Jugend zum Opfer fielen, die nur zu gern gegen die Eimer trat.

Die Mühle war für uns früher ein unerhört großes Gebäude. Sein Besitzer mußte wohl reich sein, er hieß im Dorf nur Pascha Günter.

Der alte Friedhof lag zwischen der Berliner und der Querumer Straße, unterhalb des Friedhofs war die Schmiede. Max Schrader - vielen noch ein Begriff - war Schmied und Gemeindevorsteher. Seine Lieblingsbeschäftigung war Spargelanbau und einen Schoppen trinken.

Das konnte man nicht nur im Gliesmaroder Turm besorgen, einen Ruf hatte auch Oma Loocks Gastwirtschaft, die auch im Krieg zerbombt wurde. Viele Braunschweiger machten dorthin ihren Sonntagsspaziergang über den Nußberg. Und wo Wirtschaften sind, da ist Leben. Da wird erzählt vom "Landschandarm" Habermann. Er erschien einmal auf dem Bahnhofswartesaal, um Feierabend zu gebieten. Die Jugend holte ihn mitsamt seinem Pferd ins Lokal, band den Gaul an eine Säule, mit Hallo wurde der Gendarm vom Pferd gehoben und zum Stiebeltrinken eingeladen.

Zur kommunalen Obrigkeit gehörte auch "unser lieber Totenhaupt" als Gemeindediener, Ausrufer, Totengräber, Nachtwächter usw. Er ermahnte die abendlichen Ruhestörer: "Nich son Spektakel gemakelt, annere Lüe wüllt ok slapje". Er wurde bewundert, weil er ganz schnell eine Flasche Schnaps aus der Tasche ziehen und wieder verschwinden lassen konnte.

Wirklich respektiert und verehrt wurden die Lehrer Renzel, Müller, Hagemann und Weferling, die in der kleinen Schule neben der Mühle die Kinder unterrichteten.

Beim Lindenwirt in der Berliner Straße und bei Kuhlmann an der Querumer Straße war Gliesmarode zu Ende. Dahinter kamen Felder, Äcker und Wiesen - ideale Tummelplätze für die Jugend. In der Wabe wurde gebadet und im Winter auf Meyers Wiesen, wo jetzt das Bad ist, Schlittschuh gelaufen und sich geschlagen, wenn "die doofen Bengel aus der Stadt" kamen. In der Stadt fürchtete man die Gliesmaröder: "Mauernstraße, Klint und Werder und die bösen Gliesmaröder, davor hüte sich ein jeder".

Die Wege waren nicht besonders, selbst der zur Stadt war oft schlammig. Eine Kirche gab es in Gliesmarode nicht, zur Klosterkirche in Riddagshausen gab es nur einen Trampelpfad an der Wabe entlang, der auch Liebespfad genannt wurde. Die Straße nach Riddagshausen führte über den Messeweg, an der Windmühle Tegtmeier vorbei (heute Fahrschule und Hotel Seela). Die Straße war schmal, rechts und links zogen sich Gräben entlang, an denen Kirschbäume standen. Waren die Kirschen reif, konnte man an kleinen aufgestellten Tischen Kirschen kaufen, frisch gepflückt, für 5 Pfennig eine ganze Tüte voll, süß und schmackhaft. Oder sie wurden geklaut von Jugendlichen, die zum Konfirmandenunterricht nach Riddagshausen unterwegs waren. Einmal kam der Wegewärter und schrie: "Bibel un Gesangbauk unnerm Arm, aber stehlen deit ji wie die Raben!".

Ja, so war's - schön!

"Wir sind die Gliesmaröder Jungen,
hei, Junge, Junge, Junge,
da kannst dich drob verlaten."




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